Blog - Seite 46 von 114 - Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh

Andacht zum 2.Advent

Ein fast leerer Raum. Ein Kind sitzt an einem Tisch. Da öffnet sich eine Tür. Hinein kommt eine Frau und hält etwas in der Hand, das die Augen des eben noch gelangweilten Kindes aufleuchten lässt. Die Frau überreicht dem Kind etwas Besonderes.

Ein Überraschungs-Ei.

„Wenn du das hier nicht öffnest“, sagt sie dem Kind, „sondern noch ein bisschen wartest, bekommst du später von mir noch ein zweites.“ Natürlich fällt das dem Kind schwer. So ein tolles Geschenk - und jetzt soll man warten? Das Kind ringt mit sich aber öffnet dann das Ei - wie übrigens alle anderen Kinder auch in diesem Werbespot.

Die Botschaft: ein Überraschungs-Ei ist so toll, dass niemand es schafft, zu warten. Warten, Geduldig sein, das fällt schwer.

Dabei ist die Fähigkeit zu warten eine Erfolgseigenschaft. das ist sogar wissenschaftlich erwiesen. Vor mehr als 40 Jahren wurde ein Experiment durchgeführt, das dem Ü-Ei-Werbespot sehr ähnelt:

Da machte ein Psychologe amerikanischen Vorschulkindern ein verlockendes Angebot: Er gab jedem Kind ein Marshmallow. Nun hatten die Kinder die Wahl: entweder gleich essen oder warten, bis der Versuchsleiter zurück kommen würde. Dann sollten sie zur Belohnung ein zweites Marshmallow erhalten. Einige Kinder konnten der Versuchung nicht widerstehen und langten gleich zu, andere beherrschten sich und bekamen den doppelten Lohn.

Etwa 14 Jahre später testete der Psychologe dieselben Kinder noch einmal. Das Erstaunliche: Diejenigen, die schon als Kinder warten konnten, waren zu selbstbewussten jungen erwachsenen gereift. Sie waren in der Lage, sich für ihre Ziele einzusetzen und konnten auch mit Enttäuschungen im leben gut umgehen.

Den anderen, den „Sofortessern“, gelang das weniger gut. Geduldig warten zu können ist also eine Erfolgseigenschaft.

Warten - das ist das Hauptthema, der rote Faden der Adventszeit.

Wir warten darauf, dass Gott kommt, in seinem Sohn Jesus Christus, dessen Geburt wir an Weihnachten feiern.

Sind wir bereit? Sind wir geduldig und warten?

Warten fällt schwer, und deshalb wird uns das Warten versüßt: den Kindern mit Süßigkeiten im Adventskalender.

Als eine kleine Zwischenstation kommt am 6.Dezember der Nikolaus mit seinen Geschenken, damit man schon mal einen kleinen Vorgeschmack bekommt.

Wie wichtig Geduld ist, wussten Christen schon immer!

Seit Jahrhunderten wartet die Christenheit auf das Wiederkommen von Jesus Christus und auf Gottes spürbare Nähe. Einer, Jakobus genannt, glaubte unverbrüchlich daran, dass Jesus zurück kommen würde. und wenn er kommt, wird die Erde allen gehören und Gerechtigkeit für alle gelten. Jakobus war sich sicher: es lohnt sich zu warten.

 

So seid nun geduldig bis zum Kommen des Herrn. Stärkt einander die Herzen. Lasst nicht zu, dass die Schwester neben euch die Hoffnung verliert oder der Bruder an eurer Seite seine Seele verkauft für den schnellen Erfolg.
Stärkt einander die Herzen und vertraut darauf: Das Kommen des Herrn ist nahe.

„Habt Geduld“, sagt Jakobus, „das Kommen des Herrn ist nahe!“

Viel wissen wir nicht über die Menschen, die den Brief des Jakobus als Erste gelesen haben. Vermutlich waren es Flüchtlinge aus dem zerstörten Jerusalem. Arm waren sie, wurden oft ungerecht behandelt und ausgenutzt. Dass sich schon seit Langem nichts geändert hat an ihrer schweren Lage, das können wir aus dem Zusammenhang des Briefes herauslesen.

In einer solchen Situation ist es schwer, die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht zu verlieren. Da ist es besonders wichtig, nicht aufzugeben und Geduld zu haben. weiter zu machen und gegen den Augenschein weiter zu hoffen.

Es geht aber nicht darum, nur abzuwarten und die Dinge geschehen zu lassen.

Jakobus beschreibt, dass man die Zeit des Wartens nutzen kann, um Gutes und Sinnvolles zu tun. Viel Zeit ist vergangen, seit Jakobus seine Gedanken zur Geduld geschrieben hat. Die Vorstellung, dass Jesus bald zurückkehrt und das Ende der Welt nahe ist steht nicht mehr im Zentrum des Glaubens.

Zwar gibt es immer wieder Menschen, die den nahen Weltuntergang ausmachen. Das war zuletzt 2012 soweit. Neuerdings heißt es: 2032 dann!

Aber wer glaubt das schon?

Ich nicht.

Jedenfalls nicht so.

Und doch warte ich, jeden Tag aufs Neue, in gewisser Weise, dass Gott kommt.

Mit seiner Liebe und mit seinem Segen.

 

An manchen Tagen spüre ich, dass er mir nahe ist, an anderen nicht. Da heißt es dann geduldig sein und warten.

Leicht fällt mir das nicht.

da bin ich dann eher so wie die Kinder mit dem Ü-Ei: ich will alles, und zwar sofort. Genießen, jetzt. Worauf noch warten?

„Auf Gott und seine Gerechtigkeit“, flüstert dann eine Stimme in mir: „Gib die Sehnsucht nach Gott nicht auf, lass nicht nach in der Hoffnung, dass die Welt besser und gerechter wird. Du darfst das Leben genießen - aber verliere nicht das große Ganze aus den Augen.“

Kommen wir noch einmal auf das zurück, was Jakobus uns nahe legt: nutzt die Zeit des Wartens, indem ihr Gutes tut.

Lebt als Kinder des Lichts. Die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit - heißt es im Epheserbrief.

Ein Leben im Licht, das ist auch das : etwas von dem Licht, das wir empfangen dürfen, weiterzugeben, an andere.

Gottsucherinnen und Gottsucher sollen wir sein.

 

Gott will sich von uns finden lassen. Da bedient er sich manchmal ungewöhnlicher Mittel. Wie z.B. dem Kind in der Krippe. Manchmal müssen wir neue Wege gehen und andere Orte als die uns vertrauten aufsuchen, um Gott zu finden.

Bei unserer Suche müssen wir geduldig sein, auch mit uns selbst. Und warten können.

 

Lebt als Kinder des Lichts - das heißt.: wenn ihr Gott finden wollt, dann seht in jedem Menschen euren Bruder oder eure Schwester. Wenn ihr Liebe lebt, dann erfahrt ihr etwas von Gottes Wirklichkeit, dann kommt Gott zu euch.

Die Frucht ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

So hat sich das Warten gelohnt!

Geduld ist eine Erfolgseigenschaft.

Im Advent üben wir sie.

Lassen wir uns auffordern von den Worten des Jakobus:
So seid nun geduldig bis zum Kommen des Herrn.

Stärkt einander die Herzen. Lasst nicht zu, dass die Schwester neben euch die Hoffnung verliert oder der Bruder an eurer Seite seine Seele verkauft für den schnellen Erfolg.

Stärkt einander die Herzen und vertraut darauf:

Das Kommen des Herrn ist nahe.

 

Amen

„60.000 Schweine werden täglich in Tönnies-Betrieben getötet, das sind 40 Schweine in jeder Minute, alle 2 Sekunden mindestens ein Schwein.
Doch es sind nicht allein die Zahlen von ununterbrochenen Massentötungen hinter weißen blickdichten Fassaden, die erschrecken, sondern auch das unsägliche Leid von sehr empfindsamen und intelligenten Lebewesen. Ihr Leben wird von der ersten Sekunde an, wenn sie das Licht der Welt erblicken, bis zur letzten angstvollen Minute mit Füßen getreten. Sie werden nur als Produkte unseres Wirtschaftssystems gesehen, billige Nahrung, vollgestopft mit Medikamenten und Antibiotika.“  So beginnt eine Rede des Dortmunder Pfarrers und Mitglied des bundesweiten Vereins „Aktion Kirche und Tiere“, abgekürzt: AKUT, Friedrich Laker. Er kann aus terminlichen Gründen heute nicht dabei sein.

Ich stehe hier als Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh, in deren Presbyterium wir am Donnerstag über diesen Trauermarsch gesprochen haben, und ich bin beauftragt, hierher zu kommen und zu Ihnen zu sprechen.

AKUT schrieb schon 2008 beim Protest gegen die ständige Erweiterung z.B. des größten Tönnies-Schlachtbetriebes in Weißenfels: „Tiere sind keine Schlachttiere, sondern Gottes Geschöpfe und haben eine Würde, für deren Missachtung Tönnies zum Zeichen wird. ...

Wir verurteilen den Umgang mit unseren Mitgeschöpfen in Haltung und Schlachtung, die Tönnies zu verantworten hat, als Sünde an Schöpfung und Kreatur. Er widerspricht dem Willen Gottes, der ein Leben für alle in Würde will und schafft. Gegen eine Kultur des Schlachthofs und der Lebensvernichtung erinnern wir an eine „Kultur des Lebens und der Achtsamkeit“, die uns die Bibel lehrt.“

Ja, die Bibel erzählt, dass der Mensch am Anfang den Auftrag bekam, die Schöpfung zu bebauen und zu bewahren. Sie ist uns als Lebensraum und Wohnung geschenkt, nicht zur Ausbeutung und Vernichtung freigegeben. Dieses Geschenk will im Gedenken an den Schöpfer pfleglich behandelt werden. Wir tragen die Verantwortung für den Umgang mit Gottes guter Schöpfung. Diese Verantwortung können wir nicht von uns weisen oder zurück geben. So leicht entlasten und entschulden wir uns nicht. Das hat viele Aspekte.

Die Frage, die uns gerade beschäftigt, ist unser Verhältnis zu den Nutztieren: Wenn man einem Lebewesen Auge in Auge gegenüber steht, würden die wenigsten von uns es schaffen, dieses zu töten. Paul McCartney soll einmal gesagt haben: „Wenn die Schlachthäuser Wände aus Glas hätten, wären alle Menschen Vegetarier oder Vegetarierinnen.“

Aber wenn das Fleisch im Kühlregal liegt, nehmen wir es einfach mit für den Grill.

Im Interesse der Tiere – unserer leidensfähigen Mitgeschöpfe – müssen wir unseren Fleischkonsums reduzieren oder gar beendigen; das tut übrigens auch uns Menschen gut. In der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh haben wir die vergangenen zwei Fastenzeiten dazu aufgerufen, sich eine bestimmte Anzahl von Tagen in der Woche fleischfrei zu ernähren. Wir haben gebeten, das zu melden, und haben an Ostern die Teilnahme an einem gemeinsamen vegetarischen Essen verlost.

Ich lese noch einmal aus dem Text von Friedrich Laker von AKUT, Aktion Kirche und Tiere:

„Tönnies baut einen neuen Schlachthof in Spanien, in dem 2,4 Mio. Schweine jährlich geschlachtet werden sollen. Warum Spanien?
Tönnies dürfte mit seinen Bauplänen dort auf deutlich weniger Widerstand treffen als in Deutschland. Zum einen gibt es in Spanien eine weniger schlagkräftige Umweltbewegung. Zum anderen interessiert sich die Bevölkerung bisher wenig für die Themen Tierwohl, Fleischverarbeitung, Mitarbeitendensituation in der Fleischbranche usw.. Das ist ein Skandal. Die Tatsache enthält aber auch eine positive Botschaft:
Tönnies fürchtet zur Zeit, was hier in Deutschland auf den Straßen und in den Sozialen Netzwerken an Protesten geschieht.“
Lasst uns weitermachen!

Als Pfarrerin, die hier in Rheda vor einer Kirche steht, möchte ich mit einem Segen enden:

Herr, unser Schöpfer,
gesegnet hast du deine Geschöpfe,
Menschen und Tiere,
aus deiner Hand kommen sie und wir.
Deine Liebe hat uns zusammengebracht.
Wir haben uns von dir entfernt
und darum die Mitgeschöpfe preisgegeben
an Willkür, Ausbeutung und Experiment.

Herr, dein Segen bringe uns wieder zusammen.
Lass uns den Regenbogen erkennen,
der über uns und sie gespannt ist.
Mache uns wieder dankbar für dein Geschenk,
öffne uns die Augen für den Reichtum dieser Erde.

Segne uns durch neues Staunen.
Lass uns auf die Sprache achten,
die Bruder und Schwester Tier sprechen,
lass uns achten auf die Sprache
von Pflanzen, Blumen und Bäumen.

Segne uns durch neue Freude über alle Geschöpfe
und halte uns verbunden in dir.

Eberhard Röhrig (Schöpfungssegen)

 

Pfarrerin Erika Engelbrecht

Die Evangelische Kirchengemeinde lädt zu einer Auszeit im Advent ein.

Noch bis zum 4. Advent ist die Matthäuskirche in Gütersloh montags bis freitags in der Zeit von 15.30 – 19.00 Uhr geöffnet.

BesucherInnen jeden Alters können dort eine Kerze anzünden, in Stille beten und gemeinsam mit anderen auf Abstand erzählen und einander zu hören.

 

Dienstags sind ab 15.30 Uhr besonders Familien mit kleineren Kindern eingeladen und am 08.Dezember erfreut Thorsten Rohleder ab 16.30 Uhr die Kinder mit Gitarrenklängen und Gesang.

 

Mittwochs und an Samstagen jeweils ab 18.00 Uhr und an Sonntagen ab 16.00 Uhr spielt  Petra Heßler am Klavier Adventslieder. Solisten und kleine Ensemble aus Reihen der Chöre der Matthäuskirche singen mit ihr.

 

Für die Kinder- und Jugendarbeit des CVJM

Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in unserer Gemeinde ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können: Aktuell engagieren sich – trotz Corona – über 150 ehrenamtlich Mitarbeitende in vielen Gruppen und Projekten. Mitarbeitende, das sind junge Menschen, die z.B. die Jungschar betreuen, Workshops bei Jugendkulturprojekten leiten, beim Konfirmandenunterricht helfen oder sich um Veranstaltungstechnik kümmern.

Verantwortet wird dieser Teil unserer Gemeindearbeit von unserem Partner, dem CVJM Gütersloh e.V. Dessen Haus in der Moltkestraße ist Zentrum und Ausgangspunkt der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Dort finden viele Projekte statt, sind die Büros unserer pädagogischen Fachkräfte und werden Ehrenamtliche geschult.

Aber das 1910 erbaute Haus ist in die Jahre gekommen und bedarf dringend der Sanierung und Modernisierung, um der Kinder- und Jugendarbeit weiter ein Zuhause geben zu können. Darum bittet die Evangelische Stiftung die Gesamtgemeinde in diesem Jahr um eine

 Adventsspende 2020 für die Kinder- und Jugendarbeit des CVJM.

Der CVJM selbst hat bereits die finanziellen Mittel für notwendige bauliche Sanierungsmaßnahmen aufgebracht. Darüber hinaus soll das Haus jetzt behindertengerecht umgestaltet, die Räume multifunktional nutzbar und die technische Infrastruktur erneuert werden.

Dafür benötigen wir Ihre Unterstützung und bitten um Ihre Spende! Unter dieser Kontoverbindung kommt Ihre Hilfe diesem wichtigen Projekt zugute:

 

Evangelische Stiftung Gütersloh
Verwendungszweck: Adventsspende 2020
DE 35 4785 0065 0000 8869 55
BIC: WELADED1GTL - Sparkasse Gütersloh

 

Alle Spenderinnen und Spender erhalten Anfang 2021 eine Spendenbescheinigung.

Bereits jetzt danken wir Ihnen herzlich für Ihre Bereitschaft, das Miteinander in unserer Gemeinde zu unterstützen.

Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Adventszeit !

Evangelische Stiftung Gütersloh  & Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh

 

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