Aktuelles Stadtkirchenarbeit Archive - Seite 16 von 19 - Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh

Folgende Regeln gelten für Gottesdienste in der Kirche:

  • Der Abstand zwischen zwei Personen beträgt zwischen anderthalb und zwei Meter in jede Richtung, entsprechend sind die Plätze in der Kirche markiert. Wer zu einem Hausstand gehört, sitzt nebeneinander auf einem extra markierten „Doppelplatz“.
  • Die Emporen in der Kirche werden nicht genutzt.
  • Auf diese Weise reduziert sich die Zahl der Plätze in den Kirchen wie folgt:

Apostelkirche: 60 Personen
Erlöserkiche: 48 Personen
Evangeliumskirche: 61 Personen
Johanneskirche: 40 Personen
Matthäuskirche: 50 Personen
Martin-Luther-Kirche: 80 Personen
Zum Guten Hirten: 58 Personen

So viele Personen dürfen maximal am Gottesdienst teilnehmen.

  •  Das Betreten und Verlassen der Kirche geschieht durch zwei verschiedene Türen. Achten Sie bitte beim Betreten und Verlassen der Kirche auf die entsprechenden Abstände.
  • Besucherinnen und Besucher desinfizieren sich vor der Kirchentür die Hände. Dazu wird Desinfektionsmittel bereitgestellt.
  • Um mögliche Infektionsketten nachvollziehen zu können, werden die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher in eine Liste eingetragen. Die Anwesenheitsliste können Sie sich bereits vorab herunterladen, zuhause ausfüllen und zum Gottesdienst mitbringen.
    • Download > Anwesenheitsliste Kirche
    • Die Anwesenheitsliste wird vier Wochen lang im Gemeindebüro der Evangelischen Kirchengemeinde aufbewahrt und danach vernichtet. 
  • Die GottesdienstbesucherInnen und -besucher tragen einen Mund-Nasen-Schutz und sind gebeten, diesen mitzubringen.
  • Auf Berührungen wie Händedruck zur Begrüßung oder Friedensgruß wird verzichtet.
  • Kollekten werden nur am Ausgang eingesammelt.
  • Das gemeinsame Singen bringt besondere Infektionsrisiken mit sich und unterbleibt deshalb.
    Auch der Chor/Posaunenchor kommt aus diesem Grund im Gottesdienst derzeit nicht zum Einsatz.
  • Das Abendmahl entfällt.
  • GottesdienstbesucherInnen sollen 15min vor Beginn des Gottesdienstes eintreffen.

 

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Liebe Gemeinde,

der Name dieses Sonntags trägt den Namen „Kantate“ – Singt!

In der Tat wären unsere Gottesdienste gar nicht denkbar ohne Musik und Gesang. Martin Luther vertrat die These, dass der, der singt, doppelt betet – entsprechend leben unsere Gottesdienste auch von dem Gesang der Gemeinde, von der Musik, die unsere zahlreichen Chöre und Bläserchöre im Gottesdienst zu Gehör bringen und natürlich von der Orgel, der Königin der Instrumente. Wenn wir ab dem 17. Mai endlich wieder Gottesdienst feiern dürfen, ist aber genau der Gesang das, was wir aufgrund drohender Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus nicht tun dürfen. Das ist schade und wird uns allen sicherlich mehr als schwer fallen, es muss uns aber nicht daran hindern, trotzdem auch mal ein geistliches Lied vor uns hin zu summen und dabei zu bedenken. In diesem Sinne lade ich Sie und euch herzlich ein, das Wochenlied des Sonntags Kantate „Du meine Seele, singe“ zu singen, trällern, pfeifen. Paul Gerhardt hat dieses Lied als

Nachdichtung des Psalms 146 verfasst.

Paul Gerhardt war nicht nur Dichter, er war Pfarrer und Theologe – und wusste, dass hier im hebräischen Originaltext das Wort „nefesch“ steht. Dieses Wort, das meist mit „Seele“ übersetzt wird, bedeutet wörtlich „Kehle“, also den Ort im Körper, aus dem das Lob erklingt, die Sprache, der Gesang. „Gott loben“, Gott singen, ist etwas Ganzheitliches, mein ganzer Körper ist gefordert und meine Gefühle sind auch angesprochen. Genau darum kann Paul Gerhardt hier die Seele zum Singen auffordern, denn Kehle und Seele haben durchaus etwas miteinander zu tun: Viele Ängste und Sehnsüchte, viele seelische Empfindungen werden mit Hilfe meiner Kehle ausgedrückt. Die Kehle kann wie zugeschnürt sein, aber sie kann auch die eigene Stimmung, die eigene Stimme hindurchlassen und weinen oder schluchzen, brummen oder summen, oder auch singen, lachen, juchzen, jubeln und loben.

 

Im 146. Psalm betet der Psalmist:

Hallelujah! Lobt Gott!

Meine Lebenskraft lobe den Heiligen.

Ich will den Heiligen loben, solange ich lebe,

ich will für meinen Gott musizieren, solange ich bin.

Vertraut nicht auf Vornehme,

auf Menschen, bei denen keine Hilfe ist.

Verlässt sie ihr Geist, werden sie wieder zu Erde,

an jenem Tag, an dem ihre Pläne verloren gehen.

Glücklich die Menschen, deren Hilfe der Gott Jakobs ist,

deren Hoffnung sich auf den Heiligen, ihren Gott, richtet,

der Himmel und Erde gemacht hat,

das Meer und alles, was in ihm ist,

der seine Zuverlässigkeit ewig bewahrt.

Er schafft den Unterdrückten Recht,

gibt den Hungrigen Brot,

der Heilige lässt die Gefangenen frei.

Der Heilige öffnet die Augen der Blinden,

der Heilige richtet die Gebeugten auf, der Heilige liebt die, die gerecht handeln.

Der Heilige bewahrt die Fremden,

Waisen und Witwen richtet er wieder auf,

aber den Weg der Gewalttätigen macht er krumm.

Der Heilige herrscht ewig,

dein Gott, Zion, von Generation zu Generation.

Hallelujah, lobt Gott!

 

(Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache; „nefesch“, die Kehle oder die Seele, wird hier als „Lebenskraft“ übersetzt)

 

“Du, meine Seele, singe, wohlauf und singe schön”, so hat Paul Gerhardt gedichtet. Und wie ist es bei mir? Müssten die Werke Gottes, wie sie im Psalm aufgezählt sind, nicht auch bei mir einen Lobgesang auslösen? Die Worte gehen in mein Ohr, aber gelangen sie auch tief genug in mein Herz? Lösen sie dort einen unmittelbaren Lobgesang aus? Ich glaube, eine Schwierigkeit liegt schlicht und ergreifend darin, dass diese Zusagen mich in Wirklichkeit nicht betreffen. Ich bin weder unterdrückt, noch leide ich Hunger, ich bin weder blind noch von einer schweren Krankheit betroffen, ich bin nicht fremd in diesem Land und musste auch nicht als Waisenkind aufwachsen. Es geht mir so gut, dass ich immer Gefahr laufe, Gott zu vergessen und ihm für seine Werke zu danken. Immer wieder gibt es Zeiten in meinem Leben, in denen Gott bestenfalls als einer vorkommt, der im fernen Himmel thront, überirdisch und unnahbar, ein Gott, von dem ich gar nicht erwarte, dass er in mein Leben eingreift.

Ich glaube, für Menschen wie uns, die in einem reichen mitteleuropäischen Land leben, ist es nicht leicht, die Kraft der Worte des 146. Psalms nachzuspüren. Vielleicht haben wir ja sogar Angst davor, dass sich dieser Gott uns zu sehr nähert. Denn dann könnte es ja sein, dass er uns und unser geordnetes Leben stört. Eigentlich ist das Bild von einem lieben Gott im Hintergrund doch ganz schön, der mit seiner Allmacht dafür sorgt, dass alles so bleibt, wie es ist und keine einschneidenden Veränderungen passieren.

Aber: Wer Gott in einen entlegenen Himmelswinkel entrückt, tut damit zweierlei: Erstens: Er verlässt sich auf sich selbst und/oder auf andere Menschen, Machthaber, Aufschwungversprecher und Gesundheitsversicherer. Der Beter des 146. Psalms warnt eindringlich vor solch einer Haltung. Es ist gefährlich, sagt er, sich auf Menschen zu verlassen, bei denen es am Ende eben doch keine Hilfe gibt.

Das Zweite ist, dass ich mich von Gott nicht mehr ansprechen lasse auf meine Verantwortung für Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt und für die Bewahrung der Schöpfung.

Dabei sollen wir Christinnen und Christen wissen, dass Gott kein ferner Gott ist. Dass unser Gott sich nicht in eine entlegene Ecke drängen lässt. Mindestens an Weihnachten und in der Passions- und Osterzeit erinnern wir uns daran, dass Gott ein menschennaher Gott ist, ein Gott, der auf der Seite der Menschen steht, die in und an ihrem Leben leiden. Gott ist nicht im Himmel zu suchen, sondern auf der Erde! Er kommt uns nahe, wo wir ihn möglicherweise gar nicht erwarten: in einem Hungernden, in einer Gefangenen, in einem sexuell missbrauchten Mädchen oder in einem kleinen Jungen, der ohne Vater aufwachsen muss, weil die Eltern sich getrennt haben. Vielleicht wird Gott uns in ihnen richtig lästig, er stört uns in unserem Alltagsleben. Weil Gott will, dass wir an der Gerechtigkeit in dieser Welt mitwirken. Er möchte nicht nur unsere Augen öffnen für die schreiende Ungerechtigkeit in dieser Welt. Er möchte, dass wir dagegen angehen, dass wir eintreten für mehr Frieden und für eine Zukunft, in der unsere und alle Kinder in Freiheit und ohne Angst aufwachsen können.

„Gerechtigkeit ist ein Name für Gott in der Hebräischen Bibel“, hat die große Theologin Dorothee Sölle einmal zusammenfassend über das Alte Testament, die Hebräische Bibel gesagt. Auch unser Psalm ist solch eine Zusammenfassung. Gott ist ein Gott der Gerechtigkeit, das wird hier aufgedröselt und konkretisiert: Die Unterdrückten sollen Recht erhalten, Hungrige zu essen bekommen, Gefangene frei werden und Blinde sehen. Gebeugte werden aufgerichtet und Fremde – wir würden heute sagen: Migrantinnen, Flüchtlinge und Asylsuchende – bewahrt, Waisen und Witwen wird geholfen. Gott liebt Gerechte, diejenigen, die seine Gerechtigkeit tun, in seinem Geist handeln. Die die Tora, die Worte der Schrift, nicht nur hören, sondern auch tun.

Jeder Blick in die Zeitung, aber oft auch schon ein Blick über den Zaun in die Nachbarwohnung zeigt mir, wie ungerecht es auf der Welt zugeht. Gewalt gegen Frauen und Kinder, Arbeitslosigkeit und Entlassungen, damit der Konzern noch größere gewinne einfährt, sklavenähnliche Produktionsbedingungen für Millionen Frauen, die unsere billigen T-Shirts und Turnschuhe herstellen...Von Gerechtigkeit sind wir weit entfernt. Gott steht auf der Seite der Unterdrückten, derjenigen, denen Unrecht geschieht.

Aber Gott beseitigt dieses Unrecht nicht durch ein Fingerschnipsen. „Gott ist stärker als alles Leid dieser Welt und kann es trotzdem nicht verhindern. Das verstehe, wer will oder kann. Ich verstehe es nicht. Aber es ist das, was ich erlebe.“ Hat die Dichterin Carola Moosbach gesagt.

Gerade weil die Welt nicht gerecht ist, sind die Lobgesänge, wie unser Psalm einer ist, so wichtig. Im Lobpreis der Gerechtigkeit Gottes erinnern wir uns an unsere Vision, unsere Hoffnung auf eine gerechte Welt. In der die Herrschaft Gottes aufgerichtet ist, wie der letzte Vers unseres Psalms sagt. Die Erinnerung an diese Vision erinnert uns auch daran, dass wir es sind, die an dieser Vision mitarbeiten können. Auch in unserer Kirche, auch im Gottesdienst.

Gerechtigkeit heißt mehr als Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen. Gerechtigkeit in biblischem Verständnis heißt nicht nur, obgleich das schon viel ist, gleiche Rechte und Gesetze für alle. Wir müssen genauer hinschauen, wer was braucht, um zu seinem, zu ihrem Recht zu kommen. Nicht für alle das gleiche, sondern für jeden das, was er oder sie braucht für ein erfülltes Leben, ein Leben in Fülle. Das ist die Gerechtigkeit Gottes.

Halleluja. Diesen Gott der Gerechtigkeit will ich gerne mit meiner ganzen Lebenskraft loben, solange ich lebe. Lobt Gott, lobt den Heiligen! Halleluja. Amen!

 

Du meine Seele, singe

1) Du meine Seele, singe, / wohlauf und singe schön
dem, welchem alle Dinge / zu Dienst und Willen stehn.
Ich will den Herren droben / hier preisen auf der Erd;
ich will Ihn herzlich loben, / solang ich leben werd.

2) Wohl dem, der einzig schauet / nach Jakobs Gott und Heil!
Wer dem sich anvertrauet, / der hat das beste Teil,
das höchste Gut erlesen, / den schönsten Schatz geliebt;
sein Herz und ganzes Wesen / bleibt ewig ungetrübt.

3) Hier sind die starken Kräfte, / die unerschöpfte Macht;
das weisen die Geschäfte, / die Seine Hand gemacht:
der Himmel und die Erde / mit ihrem ganzen Heer,
der Fisch unzähl´ge Herde / im großen wilden Meer.

4) Hier sind die treuen Sinnen, / die niemand Unrecht tun,
all denen Gutes gönnen, / die in der Treu beruhn.
Gott hält sein Wort mit Freuden, / und was Er spricht, geschicht,
und wer Gewalt muß leiden, / den schützt Er im Gericht.

5) Er weiß viel tausend Weisen, / zu retten aus dem Tod,
ernährt und gibet Speisen / zur Zeit der Hungersnot,
macht schöne rote Wangen / oft bei geringem Mahl;
und die da sind gefangen, / die reißt Er aus der Qual.

6) Er ist das Licht der Blinden, / erleuchtet ihr Gesicht;
und die sich schwach befinden, / die stellt Er aufgericht´.
Er liebet alle Frommen, / und die Ihm günstig seind,
die finden, wenn sie kommen, / an Ihm den besten Freund.

7) Er ist der Fremden Hütte, / die Waisen nimmt Er an,
erfüllt der Witwen Bitte, / wird selbst ihr Trost und Mann.
Die aber, die Ihn hassen, / bezahlet Er mit Grimm,
ihr Haus und wo sie saßen, / das wirft Er um und um.

8) Ach ich bin viel zu wenig, / zu rühmen Seinen Ruhm;
der Herr allein ist König, / ich eine welke Blum.
Jedoch weil ich gehöre / gen Zion in Sein Zelt,
ist´s billig, daß ich mehre / Sein Lob vor aller Welt.

 

 

 

 

 

Der Stoff, aus dem die Träume sind

Predigt zu 1. Kor 15,19-20 am Ostersonntag 2020 von Pfarrer Michael Frentrup

Liebe Gemeinde, am Osterfest erinnern wir uns an die Ostergeschichte vom leeren Grab gehört. Es ist der Ausgangspunkt für den Osterglauben: „Christ ist erstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“ Das ist eine Botschaft, die mit ihrer Kraft weit über unser Leben auf der Erde hinausreicht.

Paulus schreibt in seinem 1. Brief an die Gemeinde in Korinth im 15. Kapitel:

19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.
20 Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.
 21 Denn da durch "einen" Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch "einen" Menschen die Auferstehung der Toten. 22 Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden.

 

Liebe Gemeinde, es ist Ostern. Die Natur erwacht in bunten Farben – und das Erwachen neuen Lebens im Garten ist seit altersher ein Gleichnis für die Auferstehung, für die Hoffnung auf ewiges Leben gar.

Ostern, da singen wir Lieder, laut und voll der Auferstehungshoffnung, da nehmen wir den Mund ganz voll und singen:  „Wir wollen alles fröhlich sein in dieser österlichen Zeit, denn unser Heil hat Gott bereit.“ „Lasst uns lobsingen vor unserem Gott, der uns erlöst hat vom ewigen Tod – Halleluja“ – so klingt die Osterfreude in unseren Liedern an.

Es ist Ostern, und da sind wir ganz auf Licht und Leben eingestimmt und singen vom Sieg des Lebens über den Tod. Und wenigstens für kurze Zeit ist da das Gefühl: Alles ist gut!

Es ist Ostern - der Stoff, aus dem die Träume sind.

 

Doch – ist wirklich alles gut? Ist er wirklich besiegt, der Tod?

Noch hockt er doch überall. Noch ist es, wie es immer war. Trotz Ostern scheint die Macht des Todes ungebrochen:

Täglich sterben Tausende durch das Corona-Virus – und niemand kann sagen, wann das zuende ist. Und niemand kann sagen: Mich betrifft es nicht! Viele haben Todesangst vor dem Unbekannten.

Noch gehen Menschen mit nichts als dem, was sie am Leibe tragen, auf die Flucht und werden an den Grenzen Europas in Lager gesperrt.

Noch stirbt etwa alle 10 Sekunden ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Unterernährung.

Noch verändert sich das Klima von Jahr zu Jahr und dadurch werden immer mehr Menschen die natürlichen Lebensgrundlagen entzogen.

Und noch immer, und immer wieder gibt es die kleinen und größeren persönlichen Todeserfahrungen, Katastrophen und Krankheiten, die Dunkelheiten und die Sackgassen, die Menschen am Leben und an Gott zweifeln lassen.

„Halleluja“ - Unser österlicher Jubelruf wird falsch, wenn er das einfach übergeht.

Wir singen „Christ ist erstanden“ und bitten zugleich : „Kyrie eleison – Herr, erbarme dich.“ Denn noch ist der Tod nicht aus der Welt.

 

In Korinth, zur Zeit des Paulus, gab es Christen, die mit dem Tod und mit der Welt des Todes nichts mehr zu tun haben wollten. Sie sagten: Christus ist von den Toten auferstanden, und wir sind mit ihm auferstanden; was kümmert uns die Welt, zu der wir doch nicht mehr gehören. Auferstehung, Aufleben, Neues Leben – wir haben ihn schon in der Hand, den Stoff, aus dem die Träume sind. Alles ist gut!

Diesen Leuten hält Paulus in seinem Brief entgegen:  „Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.“

„ Ihr Enthusiasten in Korinth“, sagt er damit, „Ihr seid vor allem begeistert, weil Ihr euch auf der Sonnenseite des Lebens Seite wähnt. Weil Ihr stolz seid, zu den Auserwählten zu gehören. Weil Ihr selbstzufrieden meint, euch nun um nichts mehr kümmern zu müssen. Ihr verschließt die Augen vor der Realität und redet euch ein: Alles ist gut. Das ist der Stoff, aus dem eure Träume sind. Mit dem Ihr euch beruhigt und betrügt.“

 

Liebe Gemeinde, „Der Stoff, aus dem die Träume sind“ – ich will diesen Begriff heute einmal ganz material interpretieren und mir darunter einen aus vielen Fäden gewebten Stoff vorstellen.

Paulus nimmt den Stoff, aus dem die Träume der Enthusiasten in Korinth sind, in die Hand.

Er testet diesen Stoff am wirklichen Leben mit all seinen Herausforderungen – und der zerfällt ihm in den Händen, wie alles, was sein Heil nur in diesem irdischen Leben sucht.

Der Stoff, aus dem die Träume der Korinther sind: Nur trockene Gewebebrösel, die nicht halten, was sie versprechen, nicht im Leben und nicht im Sterben.

 

Paulus nimmt einen anderen Faden in die Hand, den Faden des Glaubens und der Hoffnung. Und er hält den Leuten in Korinth einen anderen Stoff vor Augen.

Ostern geht es nicht um den Stoff, aus dem unsere Träume für ein gelingendes Leben, für Wohlergehen und Glück sind, sondern um den Stoff, aus dem die Träume Gottes für uns Menschen sind.

Gott fädelt das Leben neu ein und webt ein neues Band, an dem wir uns festhalten können:

Den Osterglauben nämlich, die Hoffnung, dass es einst so sein wird, dass wir keinen Tod und nichts Tödliches mehr erleben werden.

Den Glauben, dass in der Auferweckung Jesu die Wende zum Leben schon geschehen ist.

Dass trotz allem das Leben über den Tod siegt.

Und auch: Dass wir noch nicht am Ziel sind, aber auf dem Weg, den Gott uns zeigt.

Der Stoff, aus dem die Träume sind, er bekommt ein österliches Motiv: Nicht das des jubelnden Menschen inmitten von grünem Gras, Osterhasen und bunten Eiern, sondern das Bild Jesu Christi, der durch Leiden und Tod hindurchgegangen ist und zum Leben auferweckt wurde.

 

Liebe Gemeinde, der Stoff, aus dem Gottes Träume für uns sind, das ist der Stoff des Osterglaubens. Er lässt durchhalten in all dem, was uns Angst macht, was tödlich und sterblich ist. Mit ihm können wir leben und arbeiten. Er ist strapazierfähigund hält viel aus.

Er ist dazu da, dass wir ihn je nach Situation benutzen:

Als Verbandsstoff für die Verletzten,

als Tränentuch für die Traurigen,

als bunte Fahne für die, denen alles grau und schwer geworden ist,

als Regenbogentransparent für die Hoffnung, die Menschen zusammenhalten lässt angesichts der Krise.

als Banner für Schöpfungsbewahrung und Menschenrechte weltweit.

Der Stoff des Osterglaubens, aus ihm kann auch eine ganz persönliche Siegesfahne über alle Todesängste und -gefahren des  Alltags werden.

 

Liebe Gemeinde, es ist Ostern. Neuer Stoff für neue Träume, die Gott mit uns träumt:

Geistlich und spirituell - und auch ganz handfest erlebbar, neues Leben mitten im alten..

Leiblich, schreibt Paulus, wird die Auferstehung am Ende der Tage sein,

und leiblich erfahrbar, begreifbar wie ein reißfester Stoff, ist schon jetzt Gottes Traum für eine bessere Welt.

Ostern - wie im Himmel so auf Erden.

Denn: Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.


Gebet

Barmherziger Gott, da wir nun Ostern feiern,
hören wir wieder von der Unverwüstlichkeit der Lebenskraft deiner Liebe
und wir hören diese Botschaft gerade in dieser Zeit,
in der wir in Ängsten vor dem Corona-Virus leben,
als besonders trost- und hoffnungsvolle.

Du hast Jesus Christus, dem von Menschen Geschundenen und Zerstörten,
aus dem Tod heraus neues Leben bei dir geschenkt.

Gib auch uns die Stärke an deine Macht
über alles Zerstörende und Tödliche zu glauben,
so daß auch wir schon jetzt beginnen,
alles Zerstörende zu überwinden und neues Leben finden,
das bei dir vollendet wird.

Amen.

 

Ein Glaubensbekenntnis

Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen,
die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage
soviel Widerstandskraft geben will,
wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im voraus,
damit wir uns nicht auf uns selbst,
sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst
vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube,
dass Gott kein zeitloses Fatum ist,
sondern dass er auf aufrichtige Gebete
und verantwortliche Taten wartet und antwortet.

(Dietrich Bonhoeffer)

 

 

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