Aktuelles Archive - Seite 3 von 33 - Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh

70 Jahre Wiederaufbau der Apostelkirche, und wie es in meiner Kindheit hieß.

Die Alte Kirche 

Als Zeitzeugin gehe ich noch etwas weiter zurück, denn die Apostelkirche hat mich mein ganzes Leben begleitet. Schon vor meiner Schulzeit bin ich regelmäßig mit meinen älteren Geschwistern in den Kindergottesdienst gegangen – auch während der Kriegszeit zwischen den Bombenangriffen-.

Und da ist das einschneidende Erlebnis, denn ich war am Totensonntag morgens mit meiner Schwester Hanna im Kindergottesdienst. Mittags war Fliegeralarm und als wir den Luftschutzkeller verlassen konnten, hatte meine Mutter gehört, dass die Apostelkirche von Bomben zerstört worden war. Wie dankbar waren die Eltern, dass die Bomben nicht während des Gottesdienstes gefallen waren, denn dann wären noch mehr Tote zu beklagen gewesen. Sie können sich sicher vorstellen, was solch ein Ereignis in der Seele eines kleinen Kindes bewirkt hat.

Die zerstörte Kirche mit den Trümmern waren immer wieder ein Zeichen von Trauer, aber es gab auch gute freudige Ereignisse.

Der Chor der Apostelkirche sang immer am Kantate-Sonntag auf den Trümmern stehend Hoffnungslieder. Mein Vater und meine älteste Schwester Margret sangen im Chor und ich als kleines Mädchen stand von Ferne. Auf einem Bild bin ich im Vordergrund auch zu sehen.

Dies nun ein Ausflug in die „Alte Kirche“, denn diese sollte wieder aufgebaut werden. Meine Eltern diskutierten oft in der Familie, wie dass wohl mit den geringen Einkommen der Gemeindeglieder  möglich sei. Ich weiß, dass das meinen Eltern ein Gebetsanliegen gewesen ist. Geldmittel waren auch bei uns kaum möglich, aber  Eigenleistung ging natürlich. So wurden wir als Kinder angehalten Steine zu klopfen, um das alte Gemäuer mit den vorhandenen Steinen wieder aufzubauen.

 

Als ich 1949 in den Konfirmandenunterricht bei Superintendent Lohmann kam, wurden wir in den Unterrichtsjahren immer wieder darauf gestoßen an dem Wiederaufbau der Apostelkirche tatkräftig mit zu wirken. Übrigens war das für die meisten von uns selbstverständlich. Ein Mitkonfirmand rief mich dieser Tage an und berichtete mir, dass er von seinem geringen Lehrlingsgehalt immer monatlich einen Betrag für den Wiederbau der Kirche an die Kirchengemeinde gezahlt hat. Ist das nicht ein Einsatz für einen jungen Menschen!

Wie dankbar waren wir, dass das Presbyterium ebenfalls der Meinung war, dass die „Alte Kirche“ wieder aufgebaut werden sollte. Am 1. Advent 1952 war es dann endlich so weit. Ein Film von der Einweihung zeigt eindrücklich dieses Ereignis. Übrigens war in diesen Tagen in Bild von der Einweihung in der Zeitung. Etwas verdeckt ist meine Schwester Hanna und ich auch zu erkennen.

Eine Besonderheit zeichnet die Apostelkirche seit 1952 aus.

Der Turmraum ist seit 1952 täglich geöffnet. Ein Gedächtnisbuch erinnert an die gefallenen und vermissten Soldaten und auch an die Gütersloher  Menschen die im Bombenhagel  umgekommen sind. Es  ist einmalig in in Gütersloh, das eine evangelische Kirche zu Stille und Gebet geöffnet ist.


Wenn ich an die wiedererrichtete Apostelkirche denke, dann fallen mir ganz viele wunderbare Erlebnisse mit und in dieser Kirche  ein.

Ich will mich auf zwei Ereignisse beschränken, die mir gerade in den ersten Jahren des Wiederaufbaus in Erinnerung geblieben sind.

Vor 70 Jahren war ich schon aktiv in der Mädchenjugendarbeit. Wir hatten uns im Mitarbeiterkreis entschlossen, dass diese Kirche auch in der Woche genutzt werden sollte. Unsere wöchentlichen Morgenandachten am Freitag, morgens um 7 Uhr, verlegten wir in die Apostelkirche um den Tagesbeginn mit Lied, kleiner Ansprache und Gebet zu beginnen.

Das haben wir viele Jahre durchgehalten. Leider mussten wir diese Tradition aufgeben, weil der Schul- und Arbeitsbeginn am Morgen sehr unterschiedlich war.

Die Altjahresabendgottesdienste sind mir weiter  prägend  in Erinnerung geblieben,. Sie fanden immer um 23 Uhr am Silvesterabend statt.

Die Mädchenjugend hatte am Surenhofsweg ein Wochenendhaus, in dem wir immer das alte und das neue Jahr begannen. Es war für  uns selbstverständlich , dass wir bei Wind und Wetter zu Fuß vom Surenhofsweg die Kahlertstraße herunter marschierten um pünktlich um 23 Uhr  den Abendmahlsgottesdienst zu besuchen.

Ich weiß das es für mich sehr bewegend war, wenn wir Beichte und Abendmahl feierten, und all die eigene Schuld und Vergehen abladen konnten und mit der Zusage, dass Gott uns auch im neuen Jahr begleiten würde befreit unseren Rückweg anzutreten.

Selbstverständlich gingen wir an der Martin-Luther-Kirche vorbei um das Nachtsang-Leuten und das Posaunenblasen vom Turm anzuhören.

Die lauten Knaller haben diese gute Tradition in den späteren Jahren „einschlafen“ lassen.

Dies nur als einen kleinen Ausflug in die frühe Zeit der Zerstörung und des Wiederaufbaus der „Alten Kirche-Apostelkirche“.

Weil die Gemeinde wuchs wurden in den 50 und 60ziger Jahren in einigen Regionen  Güterslohs neue Kirche errichtet. Durch mein Engagement in der Jugendarbeit habe ich fast bei allen Einweihungen  der neu errichteten Kirchen, so z. B. der Johanneskirche, Epiphaniaskirche, Lukaskirche der Evangeliumskirche und der Kirche zum  guten Hirten bei Laienspielen mitgewirkt.

Doch für uns junge Menschen, blieb für uns die Apostelkirche die „Hauptkirche“. Hier trafen wir uns allen Gemeinden zum Gottesdienst oder besonderen Veranstaltungen.

 

Die Apostelkirche ist für mich bis heute eine unverzichtbare Kirche in meinem Glaubensleben. Ich kann mich an viele Jugendgottesdienste und Abendmahlsgottesdienste in dieser Kirche erinnern. Schön war es auch, dass diese Kirche weiter eine oekumenische Kirche gewesen ist. Die griechisch.-orthodoxe Gemeinde hatte in der Apostelkirche eine Heimat gefunden und als die Pankratiuskirche renoviert wurde, hat die katholische Gemeinde mit uns die Kirche gemeinsam genutzt. Da sind auch manche oekumenische Begegnungen in Erinnerungen geblieben.

 

Dies soll ein Streifzug der ersten Jahrzehnte des Wiederaufbaus der Apostelkirche sein, denn leider kamen die 90iger Jahre, die vielen von Ihnen in lebhafter Erinnerung sind.

Ich war lange Zeit schon Presbyterin, als im Presbyterium die Diskussion geführt wurde, Kirchen der Ev. Kirchengemeinde aus finanziellen Gründen aufzugeben. So stand auch die Apostelkirche unter dem „Rotstift“ im Fokus. Sie sollte an die griechisch-orthodoxe Gemeinde vermietet werden.

Am 11. Februar 1998 stand in der Zeitung:

Apostelkirche: Presbyterium will vermieten – Presbyterium schnürrt ‚Sparpaket“. Ein Aufschrei in Stadt und Gemeinde  „Gütersloher kämpfen für ihre „Apostelkirche“ Innerhalb kürzester Zeit kamen 350 Unterschriften gegen die Vermietung der Apostelkirche zusammen. Aufgrund dessen wurde eine Gemeindeversammlung abgehalten die dann letztendlich eine neue Richtung für die Zukunft der Apostelkirche gab.

 

Wir gründeten durch das Engagement der Eheleute Felchner einen Förderverein zur Erhaltung unserer historischen Kirchen Apostelkirche und Martin-Luther-Kirche. Durch einen Vertrag mit dem Förderverein wurde zugesichert, dass für 10 Jahre jährlich ein Betrag von 1000000.-- DM der Ev. Kirche aufgebracht werden sollte. In kurzer Zeit waren es bereits 185 Mitglieder, die sich für diesen hohen Betrag zur Verfügung stellen wollten.

18 Jahre ist der Förderverein aktiv gewesen und hat jährlich diesen Betrag aufgebracht. Dies konnte natürlich nur dadurch geschehen, dass viele Veranstaltungen wie Ausstellungen Vorträge Konzerte und vieles mehr zusätzlich zu den Mitgliedsbeiträgen die Kosten zusammen kamen.

Viele dieser Veranstaltungen sind mir in lebendiger Erinnerung geblieben.

Ich bin in den 18 Jahren im Vorstand des Fördervereins gewesen und habe mich mit ganzer Kraft für den Erhalt unserer Apostelkirche  eingesetzt.

 

Wichtig ist mir bis heute, dass diese Kirche nicht nur ein Denkmal ist, sondern geistliches Leben in dieser Kirche zum Ausdruck kommt.

 

Geschrieben von Lieselotte Döring

 

Baustelle:  Gemeinde mit den Menschen

 

Rund zwei Jahre sind wir dabei, für die zukünftige Gestalt der evangelischen Kirche Entscheidungen herbeizuführen. Jetzt treten wir in die Umsetzungsphase ein. Wir haben uns mit dem Fokusmodell für eine neue Struktur der Kirchengemeinde entschieden, die mit einer Schwerpunktsetzung einhergeht. Das erfordert einen Umbau der Gemeinde.

Umbauen heißt leider auch, dass manches abgebaut wird. So werden etliche Gemeindeglieder ihre vertraute Kirche verlieren und betrauern. Sie werden sich auf den Weg machen, zukünftig andere Orte zu finden. Das geschieht bereits. Aber auch die Gemeindeglieder, deren Kirchen erhalten bleiben, werden sich auf grundlegende Veränderungen einstellen.

Zum Fokusmodell gehört einerseits:  Die Bereiche Familien, Kinder, Jugendliche und Senioren, Stadtkirchenarbeit und Kirchenmusik werden zu Schwerpunkten an drei Gemeindezentren und dem CVJM Haus ausgebaut:

Eine Jugendkirche oder eine Familienkirche wird sich verändern. Die Konfi- und Jugendarbeit sowie der kirchliche Unterricht wird zukünftig schwerpunktmäßig in der Erlöserkirche und CVJM-Haus stattfinden. Was ist das, eine Jugendkirche? Jugendliche werden eine Vorstellung davon haben, Hauptamtliche und Ehrenamtliche wollen diese miteinander umsetzen. Die Kinder- und Familienarbeit wird sich an der Matthäuskirche und in den Kindertageseinrichtungen konzentrieren. Wir wissen um die Vielgestalt von Formen, in denen Menschen sich verbindlich umeinander kümmern. Was bedeutet das für unseren Familienbegriff? Auch ist zu klären, was Schnittstellen zwischen Kinder- und Jugendarbeit bzw. Familienarbeit sind. Neben diesen konzeptionellen Fragen werden Teams aus den bisherigen Arbeitsbereichen zusammenkommen und man wird gemeinsam überlegen und konkrete Konzeptionen entwickeln. Auch hier freuen wir uns über Ihre Überlegungen.

Wo finden Menschen, die allein leben ihren Ort? Vielleicht in der Martin-Luther-Kirche, die zukünftig als Alltagskirche dienen soll. Wie soll diese Alltagskirche aussehen? Damit beschäftigt sich die Stadtkirchenarbeit bereits. Sie aktualisiert das Raumnutzungskonzept, fragt nach der Vision für die Martin-Luther-Kirche mittel – und langfristig, erhofft sich einen Beschluss durch das Presbyterium zum Raumnutzungskonzept, um dann - bei vorhandenen finanziellen Mitteln - dieses umzusetzen. Lassen Sie ihre Vorstellungen mit einfließen! Für die Seniorenarbeit stellt sich die Frage nach dem zukünftigen Verhältnis von zentralen und dezentralen Angeboten.

Andererseits ermöglicht das Fokusmodell: Wir nehmen  strukturell Menschen in den Blick, die wir bislang noch zu wenig wahrgenommen haben. Vielleicht gehören Sie, die Sie diese Zeilen lesen, dazu. Vielleicht denken Sie:  Ich komme hier nicht vor. Neben den vielen Aufgaben, die jetzt in den Gremien des Presbyteriums anstehen und schon in Arbeit sind beschäftigt uns sehr die Frage, wie wir Menschen wirklich beteiligen bei diesem Umbau der Gemeinde.

Beteiligung kann in unterschiedlichen Formaten stattfinden. Vorformen der Beteiligung sind die transparente Information über Vorhaben und die ehrliche Bitte um Beratung durch die beteiligten Personen. Weitreichendere Beteiligungsformen beinhalten, Entscheidungskompetenzen, teilweise oder ganz, abzugeben. Mit diesem dritten Punkt wird sich das Presbyterium bei seiner nächsten Klausur am 25. März, neben anderen Themen, auseinandersetzen. In der Steuerungsgruppe wurde bereits lebhaft kontrovers diskutiert. Welche Erwartung an Beteiligung haben Sie? Woran möchten Sie sich beteiligen? Teilen Sie uns Ihre Wünsche mit! (zukunftsprozess@ekgt.de)

Wir wollen Menschen beteiligen, die sich für ein Thema interessieren. Oder solche, die eine Expertise für das jeweilige Thema haben. So sprechen wir Menschen diesbezüglich an, sofern sie uns bekannt sind und nicht bereits aktiv mit im Boot sitzen. Viele Ehrenamtliche sind schon beim Umbau dabei.

 

Es ist uns jedoch auch ein Anliegen weniger für die Menschen als mit den Menschen unsere Gemeinde umzubauen. Das ist das Schwierigste. Hier beschäftigen uns viele Fragen

  • Wie gestalten wir das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen von Gemeindearbeit in den unterschiedlichen Regionen?
  • Wer verantwortet die Schwerpunkte? (Pfarrdienstliche, Hauptamtliche?)
  • Wie werden Konzeptionen entwickelt?
  • Wer ist mit dem Thema befasst? Im Stadtteil? In der Stadt? Wen möchten wir in den Blick nehmen?
  • Wer wird beteiligt? Welche Wirkung hat Nicht-Beteiligung?
  • Wie binden wir bestehendes Engagement in den Schwerpunkten bei der Entwicklung der jeweiligen Konzeptionen ein?
  • Wie kommen die verschiedenen Gemeindegruppen mit gleichen Themen in Kontakt? Einheit in Vielfalt

 

Für Antworten brauchen wir auch Sie und Ihre Lust Gemeinde zu leben. Denn neben den Schwerpunkten kann und soll an den Zentren wie auch an anderen Orten geistliches wie geselliges, gemeinschaftliches Leben stattfinden. Es gibt schon Menschen, die sich auf den Weg machen. Sprechen Sie uns an!

Für die Prozessgruppe Zukunft

Susanna Matt-Windel

In diesem Programmheft finden Sie vielfältige Angebote, die Sie durch das kommende Jahr begleiten. Manche helfen beim Blick nach innen, stärken uns in unserer Persönlichkeit und lenken den Fokus auf das, was guttut. Andere Angebote haben einen Blick auf die Bereiche unserer Gesellschaft, unserer Arbeitswelt oder unserer Umwelt und wollen uns dafür sensibilisieren, mutig zu sein – trotz großer Herausforderungen.

Was auch immer Sie gerade brauchen, seien Sie herzlich eingeladen!

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